Arnis im August 2022

Corona war das Unwort der letzten zwei Jahre, der Begriff „Hitze“ löst es für die kommenden garantiert ab. Bringen wir bei nett gemeinten Einladungen statt Blumenstrauß, Pralinen & Co jetzt einen gefüllten Wasserkanister als Gastgeschenk mit? Klassifizieren sich 4-Sterne-Unterkünfte nur noch, wenn an der Eingangstür ein kühlendes Fußbad statt Fußmatte steht? Grübeln Wissenschaftler tatsächlich in ihren Kellerlabors darüber, wie Sommerhitze in Tupperdosen konserviert werden könnte, um gasarme Winter aufzupeppen? Puh, Fragen über Fragen.

Selbst das wasserumärmelte Arnis kann regenarm. Bewiesen durch leere Regentonnen, Luft- statt Brunnenpumpen, die vergeblich schnorchelnd nach Grundwasser japsen und beleidigte Baueimer, die eh nicht wissen, wozu sie da hingestellt wurden, jedenfalls nicht zum Regen auffangen.  Und trotzdem lebt es sich vergleichsweise zu anderen Regionen gut hier an der Schlei, die – im Gegensatz zu Bruder Rhein – treu und brav ihr Wasser führt und für morgendlichen Tau auf dürstenden Rasenflächen und Blumenstauden sorgt. Die ständig leichte Brise verhindert, dass lethargische Hängepartien nicht entschuldbar sind, sondern Aktivität einfordert. Und sei es zum Blätter fegen, weil die Lindenwurzeln in der Langen Straße verwirrt meinen, es wäre Herbst.

Wem die hohen Temperaturen nix ausmachen, sind die gefiederten Freunde, die sich unter der Futterglocke tummeln. Obwohl die Natur selbst ein reich gedecktes Buffet bereit hält, findet vor allem der gemeine Hausspatz, dass ein zusätzlich angebotenes Müsli eingefordert werden kann.  Immerhin stehen sie auf der Vorwarnliste der Roten Liste des Nabu... also quasi in der Wiederbelebungsphase. Dazu noch leckeres Wasser, bitte Trinkwasser, denn gesuhlt wird sich im Sand: Dreckspatzen. Man muss sein Image pflegen.

 

Was beim Rundgang um Arnis auffällt, sind die immer mehr werdenden Papp- und sonstigen Kisten vor den Haustüren, gefüllt mit überflüssigem Hausratsballast und Büchern, die eh schon jeder hat und kennt. Voller Hoffnung, dass Touristen in spendabler Urlaubslaune mit viel Zeit ihren eigenen, ebenfalls voll gestopften Haushalt auffüllen möchten und dafür auch noch einen Euro abdrücken. 

 

Zusätzlich zur kleinsten Stadt Deutschlands, jetzt auch noch der größte Basar an der Schlei? Ich persönlich würde mir wünschen, wenn sich die Hiesigen demnächst von zu viel entwickelten Pflanzstauden, von ausuferndem Steinkraut, von gesammelten Saaten und vielleicht auch von nicht selbst benötigter Birnen-/Apfelernte trennen und anderen Naturbeflissenden zur Verfügung stellen würden. Warten wir den Herbst einmal ab, bis dahin, Ihre Renate Luth.